Max Hacker - Jazz Saxophonist aus Berlin

Presse

Jazzthing (04/2016)

Es zeugt von einem gesunden Selbstbewusstsein, wenn man glaubt, den Stücken von John Coltrane noch etwas Neues abgewinnen zu können. Im Fall von „After The Rain“, das der Saxofonist Max Hacker an der Bassklarinette angeht, ist die Erneuerung verblüffend und auch in den anderen drei Fällen kann man sich einverstanden erklären. Die restlichen fünf Stücke auf Hackers drittem Album sind Originale und er geht sie erstmals, nach zwei Quartettaufnahmen, im Trioformat an. Das erzeugt einen muskulösen, schlackenlosen Sound, bei dem es immens wichtig ist, das Hacker, Lars Gühlcke am Bass und Roland Schneider am Schlagzeug ständig aufeinander hören. Das gelingt ihnen in einem trickreichen Stück wie „Le Coucou“ mit geradezu unverschämter Lässigkeit. Durchweg ist die Intensität des Interplays beeindruckend, und gerade die Coltrane-Stücke gewinnen durch das fehlende Akkordinstrument an Klarheit, Präsenz und einer Chuzpe, die geradezu von den rauen Straßen Berlins zu stammen scheint.


Jazzthetik (01/09) "Max Hacker Dekonstruiert" von Angela Ballhorn

Von der Arbeitsweise her nähert sich Max Hacker, der seinen Namen mit der Debüt-CD Who the Heck Is Max Hacker? einführte, der Minimal Music. So findet man neben reinem Quartett-Jazz auch Stücke, für die er Fragmente der Ausgangskompositionen übernommen und diese repetitiv aneinandergereiht hat. Manchmal ist das Ausgangsmaterial noch erkennbar, manchmal ist nur eine Bassfigur oder ein Melodiefetzen in die mit Streichern verarbeiteten Dekonstruktionen gerutscht.

Zusammenhänge

»Den Begriff der ›Dekonstruktion‹ gibt es in verschiedenen Kunstrichtungen«, sagt Hacker. »Ich habe etwas gesucht, das beschreibt, was ich mache. Außerdem ist der Titel griffig. Das ist wichtiger, als ich zuerst annahm. Für meine erste CD wollte ich den Titel Who the Heck Is Max Hacker? auf gar keinen Fall haben, aber nach ein paar Tagen konnte ich mich mit dem Titel anfreunden. Heute bin ich für den Namen dankbar, weil man sich erinnert. Ähnlich ist es mit Deconstructing.«
Wichtiger noch ist, dass es genau beschreibt, was gemacht wird. In den beiden Fassungen des Stückes »Twin Palms« ist das Arbeitsprinzip gut zu erkennen. Zunächst stellt Hacker mit seinem leichtfüßig agierenden Quartett - Tino Derado am Klavier, Paul Imm am Bass und Heinrich Köbberling am Schlagzeug - die Komposition vor, die dann in der Dekonstruktions-Version von den StreicherInnen Meta Hüper (viol), Eve Wickert (viola) und Ulf Borgwardt (cello) bearbeitet wird. Deutlich ist zu hören, wie die 1:1 übernommene Melodielinie nach Art von Minimalisten wie Steve Reich oder Philip Glass in ständiger Wiederholung, langsam und in kleinen Schritten, Veränderungen unterworfen wird.
»Manchmal ist der Zusammenhang schwer zu erkennen, das gebe ich zu, da auf der CD einige Male das Bearbeitete zuerst vorgestellt wird und erst danach die Originalkomposition. Ich nehme mir immer einen kleinen Teil der musikalischen Information aus dem Originalstück. Bei ›Twin Palms‹ sind das nur sechs oder sieben Noten, die ich in eine andere Richtung entwickelt habe. In diesem Stück ist es eindeutig, weil es die Melodie ist. In anderen Stücken sind es oft nicht so prominente Teile. Für ›The Haunt‹ habe ich eine Passage aus dem B-Teil gewählt, da müsste man schon sehr gründlich suchen, um die im Original wiederzuentdecken. Wegen mir muss man das aber auch gar nicht finden. Es war mir klar, dass es unter Umständen nicht immer leicht verständlich ist. Wäre der Querverweis mit den Titeln nicht, würde es mir als Hörer vermutlich auch so gehen, dass ihm der Zusammenhang der Stücke verborgen bliebe. Bei einem Blindfold-Test hätte ich sicher Schwierigkeiten …«

Arbeitsweisen

Die Kompositionen des Tenoristen, Bassklarinettisten und Flötisten Hacker entstanden meist wie in einem Guss, entwickelten sich aus einem Nukleus heraus. »Ich habe oft einen Anfang, der feststeht«, erklärt der Komponist. »Wohin es allerdings geht, weiß ich selber erst am Schluss. Ich hoffe, dass die Stimmung eine Art Fluss hat, die sich durch die Platte zieht.«
Dass die Originalkompositionen stets in klassischer Quartettbesetzung gespielt werden, die Dekonstruktionen dagegen immer mit den Streichern, macht deutlich, was man jeweils vor Ohren hat. »Hacker: »Die verschiedenen Klangfarben waren auch eine Möglichkeit, um auf die Minimal Music hinzuweisen. Ich wollte mit Wiederholungen arbeiten, und es ist ja schon ein Riesen-Unterschied, ob man viel improvisiert oder ob alles ausgeschrieben ist. Alles wird etwas gleichförmiger und weniger dynamisch als mit einer Jazzbesetzung. Wie ich meine Dekonstruktionen mit Jazzband umsetzen sollte, war mir unklar, da Kontrabass und Schlagzeug nicht passten.«
Den Einsatz von Streichern aber kannte Max Hacker von Minimal-Music-Komponisten, mit deren Arbeitsweisen er sich in den letzten Jahren intensiv beschäftigt hat. So spielte er im Ensemble Redux Orchestra des Komponisten Ari Benjamin Meyers. Dass Minimal Music so gut mit Jazz Hand in Hand geht, obwohl gerade das Spontane, Impulsive des Jazz der starren Struktur der Minimal Music konträr gegenübersteht, wundert Max Hacker nicht: »Ich schätze beide Musikstile sehr. Offensichtlich ist die Minimal Music tief in mein musikalisches Unterbewusstsein gerutscht. Jazz und Minimal Music haben für mich eine vergleichbare Art von Trance. Viele Aspekte des Jazz kommen aus der afrikanischen Kultur, und das Sich-in-Trance-Musizieren kommt sowohl im Jazz als auch in der Minimal Music vor. Im Jazz gibt es das Lead Sheet als Grundlage und danach geht es los, während bei der Minimal Music alles ausnotiert ist - aber im Fluss sind beide Musikrichtungen.«
Bleibt noch die Frage, wie dieses Konzept in der Live-Situation umsetzbar sein wird, in der beide Spielarten naturgemäß eine weitere Dimension hinzugewinnen. Max Hacker seufzt: »Das Projekt live auf die Bühne zu bringen, wäre schön, aber es ist momentan nichts in Arbeit. Das ist schwierig, schon mit meinem Quartett nicht einfach. Ich möchte nur spielen, wenn die Bedingungen stimmen, aber das tun sie sehr selten. Ich werde niemals meinen Musikern zumuten wollen, in Stuttgart auf Eintritt zu spielen. Momentan ist noch nichts in der Pipeline, und ein Konzert mit den Streichern zusammen zu organisieren, ist natürlich mit viel Arbeit verbunden.«
Hoffentlich wenden sich die Vorzeichen zum Besseren, denn sowohl Konzept als auch die Umsetzung sind originell, die Band ist heiß, und die Kompositionen wie auch der Saxofonsound von Max Hacker verdienen es, live gehört zu werden.


Jazzthing 75 von Martin Laurentius

Mutig, mutig: nach seinem viel beachteten Debüt „Who The Heck Is Max Hacker?“, auf dem der Saxofonist Max Hacker mit „klassischem“ Jazzquartett seine Sicht auf zeitgenössische improvisierte Musik bot, folgt nun die zweite CD dieses Holzbläsers, die den schlichten, aber erklärenden Titel „Deconstructing Max Hacker“ (In&Out/in-akustik) trägt. Mutig, weil er Kompositionsprinzipien der Minimal Music in seinen musikalische Kosmos integriert – mutig aber auch deshalb, weil er seinen Jazzoriginalen Dekonstruktionen gegenüberstellt. „Ja, ich habe ausschließlich meine eigenen Jazzstücke genommen, um diese zu dekonstruieren“, erklärt der junge Berliner ganz abgeklärt. „Für mich war diese Vorgehensweise deshalb interessant, weil sich beide Versionen in einer gewissen Weise ergänzen. Die Fragmente, die ich in der Dekonstruktion aus dem Original herausarbeitete, sind stets die Saat für etwas Neues. Konkret haben Original und Dekonstruktion oft nichts miteinander gemein. Dennoch sind sie auf abstrakte Art und Weise ineinander verwoben.“ Abstrakt ist das Stichwort, um Hackers Arbeitsweise auf „Deconstructing Max Hacker“ zu begreifen. Mal ist es ein konkretes Element aus seinen Jazzstücken – ein Melodiekürzel etwa oder ein Basslauf -, mal eine atmosphärische, emotionale Komponente, die Grundlage ist für die dekonstruierten Parts, in denen er seine eigene Musik weiterentwickelt und verarbeitet. Diese „Deconstructed“-Parts wurden von einem Streichtrio und den Musikern seines Quartetts eingespielt – mit Hacker ausschließlich auf Bassklarinette und Altquerflöte. „Die Dekonstruktionen sind komplett ausnotiert. Bis auf kurze Kadenzen, über die jeder improvisiert bzw. ein Feature bekommt. Nur ich nicht, ich spiele kein einziges Solo, weil ich ganz in den Klang einzutauchen versuche.“ Zwischen den Welten? Nicht Max Hacker: „Minimal Music ist im Laufe der Zeit gleichsam in mich hineingekrochen. Mit dem Ergebnis, dass ich auch beim Komponieren das, was in meinem Innern zugange ist ans Tageslicht befördere. Aber ob ich nun improvisiere oder komponiere, immer kommt mein musikalisches Unterbewusstsein an die Oberfläche.“


Jazzthing (01/06) von Ssirus W. Pakzad

Ja, wer ist das denn nun, dieser Max Hacker? Wenn alles richtig läuft, erübrigt sich das Nachfragen bald. Denn der Name gehört einem jungen Berliner Saxophonisten, der das Zeug dazu hat, sich in die erste Liga deutscher Jazzmusiker zu spielen. Gleich im ersten Titel dieses außerordentlichen Debüts spürt man, dass da einer in sich ruht, dass da einer ist, der sich nicht dem Druck der Beweisnot aussetzt und der genau weiß, was er da macht. Max Hacker, der auch Sopransax und Bassklarinette spielt, besitzt am Tenor einen runden, vielschichtigen, weichen Ton, der einem viel zu erzählen weiß. Dabei stört es nicht einmal, dass es oft Abwandlungen von Joe Hendersons Formulierungen sind, die da aus dem Hackerschen Trichter steigen. Mit dem Pianisten Tino Derado, dem Bassisten Paul Imm und dem Schlagzeuger Heinrich Köbberling  harmoniert der 33-jährige in jeder Gangart, jedem Stimmungsbild und auch in so ungewöhnlichen Titeln wie der kleinen Philip-Glass-Hommage "PeeGee". Kann sein, dass man sich bald mächtig blamiert, wenn man sich als vermeintlicher Jazzkenner die Frage gefallen lassen muss: "Was, du kennst Max Hacker nicht"


Jazzpodium (04/06) "Max Hacker - Den Jazz-Code geknackt" von Volker Doberstein

Selbstironie ist ein ziemlich vornehmes Wort für den Kalauer, mit dem Max Hacker sein wunderbares Debüt als Solo-Künstler betitelt. Denn „Who The Heck Is Max Hacker“ kokettiert munter mit dem Smokie-Cover und mallorquinischen Bierzelt-Kracher „Who The Fuck Is Alice“. Und um alle Kraftausdrücke geballt abzuarbeiten, sei hier gleich noch erwähnt, dass Richie Beirach, einer seiner Lehrer, Hacker ungeniert als „Motherfucker“ Bezeichnet. Doch spätestens seit Miles Davis ist dieses Wort ja aus der Schmuddelecke geholt und in den Stand eines Jazz-Fachbegriffs erhoben worden.Jedenfalls hat der Berliner Saxophonist Max Hacker mit seiner spektakulären Titelgebung bewiesen, dass er um die bisweilen doch recht derben Mechanismen weiß, mit denen man im immer verschachtelter werdenden Musikbetrieb für Aufmerksamkeit sorgen kann. Sie einzulösen ist die Verpflichtung, der man sich danach stellen muss. Und das ist Max Hacker mit seinen drei exzellenten Mitmusikern Tino Derado, Piano, Paul Imm, Bass, und Heinrich Köbberling, Schlagzeug, meisterhaft gelungen.

Sein Album ist eine überaus reife Mischung aus Originals und Standards von Billy Strayhorn. Sich eine solche Referenzgröße zum Maßstab für die eigenen Kompositionen zu wählen, ist mutig. Und es hat sich gelohnt: Ob „PeeGee“, die ungewöhnlicherweise im Up-Tempo gehaltene Hommage an Philip Glass, Balladen wie „Sleep Is A Rose“ oder aus dem Geiste des Mainstream entwickelte, Max Hacker ist hier etwas bemerkenswertes gelungen. Wiewohl als bunter Stilmix angelegt, klingt das Album aufgrund der bereits sehr hoch entwickelten eigenen Klangsprache Hackers ausgesprochen homogen. Max Hacker leiht sich dabei die eine oder andere Phrasierung von Joe Henderson oder John Coltrane, doch belässt er es nicht bei Zitaten, sondern formuliert sie so behutsam um, dass sie sich nahtlos in den eigenen Klangkosmos einfügen. Sein Sound ist unaufgeregt souverän, ohne artistische Demonstrationen, frisch, klar und hinsichtlich der anderen Instrumente überaus integrativ. Alle samt Attribute, die eher auf einen Altersstil verweisen als auf einen „jungen Wilden“. Die Gründe hierfür liegen wohl darin, dass schneller lernt, wer die Fähigkeit beherrscht, möglichst viel Anregungen und Anstöße uneitel und spontan wertend in sich aufzusaugen. Und genau das scheint ein der Biographie Hackers eingeschriebenes Prinzip zu sein.

Aufgewachsen in einer Westberliner Künstlerfamilie und kulturell Geprägt durch den Besuch einer deutsch-amerikanischen Gemeinschaftsschule, entdeckte Max Hacker mit fünfzehn den Jazz für sich, um vier Jahre später nach New York zu fliegen und dort für die nächsten fünf Jahre zu leben und studieren: an der renommierten New School und bei namhaften Lehrern wir Richie Beirach, Reggie Workman oder Buster Williams. Nicht zuletzt infolge der Schwierigkeit, sich in einer bis zum bersten überreichen Szene als Musiker durchzusetzen und seinen Lebensunterhalt zu verdienen, kehrte dem großen Apfel wieder den Rücken. Über seine Rückkehr nach Berlin schreibt Max Hacker auf seiner Homepage, wiederum voller Selbstironie im Stiel eines Erlebnisaufsatzes: „Also fand ich mich im April ´97 am Flughafen Tegel wieder, die Instrumentenkoffer waren mehr, das Geld deutlich weniger geworden. Aber wie sich bald herausstellte, bot diese Stadt einem neu angekommenen Musiker durchaus die Möglichkeit, sich über Wasser zu halten. Die Szene, die ich früher immer als klein und von Vetternwirtschaft geprägt empfunden hatte, war in meinen Augen eine dynamische, den Neuen aufgeschlossen Szene geworden.“

In dieser Szene und zuletzt zunehmend darüber hinaus hat sich Max Hacker inzwischen durchgesetzt – und das nicht nur als Jazzmusiker. Mit der unkonventionellen Klezmer-Formation „Di Grine Kuzine“   zum Beispiel, die sich mehr und mehr weltmusikalischen Einflüssen von Balkan über Jazz bis Ska geöffnet hat, zählt der vielseitige Hacker zu den vitalsten Live-Acts der Hauptstadt. Bisheriger Höhepunkt seines Schaffens jedoch ist die aktuelle   Veröffentlichung unter eigenem Namen: mit „Who The Heck Is Max Hacker“ hat der dreiunddreißig-jährige Berliner Saxophonist aus der Tradition des Jazz überaus konsequent seine eigenen Vorstellungen entwickelt und beeindruckend klar formuliert. Oder wie es große Richie Beirach formuliert: „What a pleasant surprise! A CD of new music! No Gimicks, no concept, not world music!“ Das alles klingt wirklich, als hätte Max Hacker – der Name scheint wohl Verpflichtung – den Jazz-Code geknackt. Wir warten gespannt, was er aus den gewonnenen Informationen in Zukunft noch machen wird.


Jazzzeit (03,04/06) von Ralf bei der Kellen

Mit seinem Debüt als Leader hat der Berliner Tenorsaxofonist Max Hacker ein Album abgeliefert, das nicht vorgibt, etwas Besonderes zu sein. Und eben das ist das Besondere, denn nach aufgevampten Standards und anderen erzwungenen Innovationen sucht man hier gottlob vergebens. Hacker begnügt sich vielmehr damit ungekünstelten Quartettjazz zu liefern. Im Ton erinnert er zwar immer wieder an den lyrischen Coltrane der späten 50er, was Hacker aber in keinem Moment zu kaschieren sucht. Dadurch bleibt seine Musik angenehm unverkrampft. Und es kommt noch besser: Meint man beim ersten Hören noch, das Gros der Songs irgendwie zu kennen, wird man durch den Blick aufs Cover eines Besseren belehrt: Lediglich drei der neun Songs sind Bearbeitungen von Billy Strayhorn-Kompositionen, der Rest stammt aus der Feder des jungen Berliners. Max Hacker ist wieder mal ein Beweis, dass das Jazzidiom, so abgenudelt es auch sein mag, noch lange nicht erschöpft ist.


Jazzdimensions von Hans Herrmann (www.jazzdimensions.de)

Das Album wurde an zwei Tagen im September 2004 eingespielt und einen knappen Monat später abgemischt: Das Debut-Album von Max Hacker benötigte von der Idee bis zur Fertigstellung lediglich eine Arbeitswoche. Dies zeugt von der optimalen Chemie des Quartetts, das sich hier gefunden hat – Hacker selbst am Saxophon, Tino Derado (Piano), Paul Imm (Bass) und Heinrich Köbberling an den Drums.

Die lobenden Linernotes zum Albums stammen von Richie Beirach, Hackers begeistertem Dozenten an der New School, New York. Der Pianist Beirach spielte schon mit Größen wie Dave Liebman und John Abercrombie, was die Erwartung an das Debut natürlich gleich hoch ansetzt. Drei Tracks stammen aus der Feder von Billy Strayhorn – diese Klassiker sind sehr kreativ adaptiert. Die restlichen sechs Stücke sind Eigenkompositionen Hackers, die allesamt von einer reifen musikalischen Sprache und von inspirierter Improvisisation zeugen.

Die Stücke sind so unterschiedlich, wie man sich vorstellen könnte und trotzdem wirkt alles aus einem Guss. Da finden sich langsame und luftige Stücke, aber auch schnelle und komplexe. Taucht Hacker manchmal mit seinem Saxophon in Melancholie ein, wird er alsbald von Bass und Drums mit enormem Drive herausgerissen. Auch das Piano stachelt immer wieder mit quirligem Spiel an.

Optisch erinnert Max Hacker auf dem Cover mit seinem rotblonden Haar an Robert Redford: Hier der begnadete Schauspieler, dort dieser junge "Who the Heck?" – beides Naturtalente und irgendwie kongenial verknüpft...


Jazzthetik (02/06) von Guido Diesing (Doppelrezension mit "My Tree" von Arne Jansen)

Vor ein paar Jahren wären diese beiden Debütalben vielleicht noch als Beleg dafür bestaunt worden, dass deutsche Jazzer sich durchaus mit amerikanischen Musikern messen können. Man hätte die stilistische Souveränität und das technische Können hervorgehoben, aber bei jedem Lob unausgesprochen mitgedacht: "Jedenfalls für einen Deutschen." Heut ist so etwas kein Thema mehr. Auch vor dem Jazz macht die Globalisierung nicht halt (um den Begriff wenigstens einmal in einem positiven Kontext zu gebrauchen), und die Jazzausbildung in Berlin (wo Arne Jansen die Universität der Künste besucht hat) führt zu ebenso überzeugenden Ergebnissen wie die in New York (wo Max Hacker an der New School studiert hat).
(...)

Gleiches gilt für Max Hacker, der mit dem Titel seines Debüts eine Frage stellt, die er auch gleich musikalisch beantwortet. Er ist ein vielseitiger Holzbläser mit erstaunlich reifem Ton, deutlichen Anleihen bei Coltrane und Joe Henderson und gutem Gespür für Spannungsbögen, was die einzelnen Stücke, aber auch die gesamte CD angeht. Die besteht zu zwei Dritteln aus Eigenkompositionen, ergänzt durch drei Billy-Strayhorn-Bearbeitungen. Natürlich profitiert auch Hacker von starken Partnern in seinem deutsch-amerikanischen Quartett, die ihn ebenso Kompetent durch geschmackvolle Balladen ("Sleep Is A Rose") wie durch flotten Swing ("Graduation") begleiten. Ungewöhnlichstes Stück der CD ist "PeeGee", in dem Hacker Minimal-Anklänge einer Hommage an Philp Glass mit energiegeladenem Jazz verbindet und seine Erfahrungen mit dem Redux Orchestra verarbeitet. Wie auch Arne Jansens "My Tree" ist Max Hackers Erstling ein sympathisch persönliches Statement, dass nicht nach Moden schielt. Richie Beirach bringt es in seinem Liner Notes füe seinen ehemaligen Studenten auf den Punkt: "What a pleasant surprise! A CD of new music! No gimmicks, no concept, not world music!" Und auch in den Staaten hat man inzwischen gemerkt, dass dabei die Herkunft völlig irrelevant ist, wie Beirach abschließend betont, wenn er die Band als "very good German and American (what´s the difference?) jazz players" empfiehlt.


Online Musik Magazin "Dumme Frage - beeindruckend klare Antwort" von Frank Becker

Einen "verdammten Scheißkerl" (ich versage mir hier den US- O-Ton) nannte ihn der Pianist Richie Beirach anerkennend, einer seiner Lehrer neben u.a. dem Tenorsaxophonisten Billy Harper, dem Pianisten Hal Galper, dem Gitarristen Jim Hall und dem Bassisten Reggie Workman. Ich tendiere eher dazu, Max Hacker als einen kultivierten, ideenreichen, disziplinierten, technisch versierten und sehr kreativen Saxophonisten zu bezeichnen, einen mit 32 noch jungen Jazzer, der nach gediegener New Yorker Ausbildung mit viel Inspiration und Plänen im Gepäck 1997 wieder in seiner Heimatstadt Berlin Fuß faßte.
Seither hat sich Hacker in unterschiedlichen Formationen und Stilen (Redux Orchestra, Di Grine Kuzine, The Toughest Tenors) musikalisch vervollkommnet, nun endlich wagt er sich mit der eigenen Band und seinem Debüt-Album vor das interessierte und nach neuen Sounds hungrige Publikum. Die mit dem Titel des Albums gestellte Frage beantwortet sich beim Anhören beeindruckend klar und simpel: Ein Klasse-Saxophonist mit eben diesem frischen, dennoch soliden Sound ist Max Hacker und vielversprechend zumal. Seine sechs Eigenkompositionen können völlig gleichberechtigt neben den von Billy Strayhorn adaptierten drei Standards "Day Dream", "U.M.M.G." und "Lotus Blossom" stehen. Mit "Before" eröffnet dieses brillante Album rhythmisch kühl und gläsern, mit Hacker beflügelt am Tenorsaxophon und seinen Freunden Tino Derado am Klavier und Heinrich Köbberling am Schlagzeug, die er schon aus New Yorker Zeiten kennt und dem gleichberechtigt mit der Gruppe verschmolzenen vorzüglichen Bassisten Paul Imm, der auch schon mit Till Brönner, Wolfgang Engstfeld und Buggy Braune gespielt hat.
Verträumt können die vier sein, wie Hackers Komposition "Sleep Is A Rose" und Strayhorns "Day Dream" in 5/4 zärtlich belegen, mitreißend dynamisch und temporeich virtuos wie in "Graduation" und versonnen cool in "U.M.M.G." und "Murray Hill". Jedes Stück ist eine Delikatesse, Hackers Spiel auf Tenor- und Sopransaxophon gleichermaßen bestechend wie der Einsatz der Baßklarinette im sanften "Lotus Blossom". Zum guten Schluß dreht das Quartett in "Peegee" noch einmal auf und lockt endgültig, die Band einmal live zu erleben. Ich werde mir bis dahin mit Genuß das Album noch einige Male anhören.


Stereo (1/06) von Berthold Klostermann

Der da so charmant selbstironisch mit seinem Newcomerstatus kokettiert, ist ein junger Saxofonist (Tenor, Sopran) reifer John-Coltrane-/Joe-Henderson-Schule aus Berlin, der in New York bei dem Top-Pianisten Richie Beirach studierte. Sein Debütalbum dürfte dafür sorgen, dass er kein Nobody bleibt. Als Leader eines Quartetts aus deutschen und amerikanischen Musikern führt Max Hacker sich mit einem halben Dutzend bemerkenswerter eigener Stücke und drei interessant bearbeiteten Billy-Strayhorn-Klassikern (etwa "Day Dream") ein.


Audio (1/06) von Werner Stiefele

Wer verdammt nochmal ist dieser Max Hacker? Er bläst Tenor- und Sopransax und Bassklarinette wie ein ausgebuffter Alter. Seine Melodielinien sind klar, teils kürzelhaft, vom Begleit-Trio mit feinnervig swingendem Puls ergänzt. "Sleep Is A Rose" haucht er mit luftigem Balladenton, und "Graduation" ist packender, temporeicher Mainstream, wie ihn die Neo-Akustiker in New York kultivieren. Dort hat Hacker studiert, bevor er nach Berlin zurückkehrte.


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